Leasing-Wirtschaft realisierte 2023 Investitionen für 83,5 Mrd. Euro (+19,5 %)
Die Leasing-Wirtschaft ist 2023 deutlich gewachsen. In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten finanzierte die Branche für 83,5 Mrd. Euro in Deutschland Investitionen in Maschinen, Fahrzeuge, IT-Equipment, Infrastruktur und andere Wirtschaftsgüter. Das Neugeschäftsvolumen entspricht einer Steigerung von 19,5 % gegenüber 2022. Neben einer gestiegenen Nachfrage resultierte der starke Zuwachs aus Nachholeffekten aufgrund von Lieferverzögerungen aus dem Vorjahr sowie aus Preissteigerungen.
Trotz guter Leasing-Marktzahlen zeigt sich die Branche über die gesamtwirtschaftliche Investitionsentwicklung besorgt. Seit 2019 hat sich in den vergangenen vier Jahren ein Investitionsstau angesammelt, den das IW Köln auf insgesamt 155 Milliarden Euro beziffert.
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Leasing-Wirtschaft: Neugeschäft bei 83,5 Milliarden EuroInvestitionen der Leasing-Wirtschaft in Milliarden Euro
Das Volumen der Leasing-Neuinvestitionen in Deutschland umfasste im vergangenen Jahr 72,52 Mrd. Euro. Es setzt sich aus dem Leasing von Ausrüstungsinvestitionen (Mobilien-Leasing) und von Nichtwohnbauten (Immobilen-Leasing) zusammen. Die beiden Segmente entwickelten sich im vergangenen Jahr unterschiedlich. Während das Immobilien-Leasing auf 0,74 Mrd. Euro um 34 % zurückging, erreichte das Mobilien-Leasing ein Volumen von 71,78 Mrd. Euro und stieg um 23 %. Das Leasing von Nicht-Wohnbauten ist von Großprojekten bestimmt und daher traditionell sehr volatil.
Mietkauf-Neugeschäft
Mobilien-Leasingquote: Ein gutes Viertel der Ausrüstungsinvestitionen ist geleast
Leasing-Quoten
in %
Mobilien-Leasingquote steigt
Aufgrund der großen Bedeutung des Pkw-Marktes wirkt sich die Entwicklung in diesem Leasing-Sektor auch deutlich auf den Anteil an den gesamtwirtschaftlichen Ausrüstungsinvestitionen aus. Über ein Viertel der Ausrüstungsinvestitionen (26,1 %) wurde im vergangenen Jahr mittels Leasing realisiert. 2022 waren es 23,0 % (revidiert).
Bezieht man das Mietkauf-Volumen noch in die Berechnung mit ein, so hat die Leasing-Branche im vergangenen Jahr 30 % der Ausrüstungsinvestitionen finanziert – im Vergleich zu 27 % im Vorjahr.
Auch der Leasing-Anteil (Mobilien und Immobilien-Leasing) an den gesamtwirtschaftlichen Investitionen (Investitionen in Ausrüstungen und Nicht-Wohnbauen) – die Leasing-Quote – stieg auf 15,4 % (2022: 13,4 %).
Fahrzeuge dominieren das Leasing-Neugeschäft
Objektgruppen 2023
Anteile am Neugeschäft Mobilien
Veränderungsrate von 2022 zu 2023
Entwicklung der Objektgruppen
Treiber des Wachstums der Leasing-Branche im vergangenen Jahr war das Autoleasing, auf das fast zwei Drittel des Neugeschäftsvolumens entfielen. Im Automarkt war der Auftragsstau durch lange Lieferzeiten besonders stark ausgeprägt und konnte 2023 abgebaut werden. Viele Fahrzeuge, die 2022 bestellt worden waren, wurden erst in 2023 ausgeliefert und somit von der Statistik erfasst. Das Pkw-Neugeschäft stieg um 21 %. Der Marktanteil an den Neuzulassungen wurde ausgebaut: Jeder zweite neu zugelassene Pkw war 2023 ein Leasing-Fahrzeug. Diese Quote gilt mit Blick auf die Verkehrswende auch für neu in Deutschland zugelassene rein elektrische Pkw (BEV).
Um 14 % steigerte sich das Neugeschäftsvolumen im zweitstärksten Leasing-Segment Busse, Lkw, Hänger und Transporter. Weiterhin boomt das Neugeschäft mit Fahrrädern und E-Rollern. Leasing bringt die Menschen aufs Rad. Im vergangenen Jahr wurden fast 745.000 Leasing-Räder angeschafft. Das Neugeschäftsvolumen wuchs um 24 %.
Ein starker Anstieg ist bei den Luft-, Schienen- und Wasserfahrzeugen ersichtlich, deren Neugeschäft um 291 % stieg. Das Segment ist aufgrund seiner Kundenstruktur und der Größe der einzelnen Geschäfte traditionell volatil. 2023 gab es Sondereffekte durch Big Ticket-Geschäfte.
Die wirtschaftlich herausfordernde Lage spiegelte sich in den beiden Leasing-Segmenten IT sowie Produktionsmaschinen wider: Das Neugeschäft mit IT, Software und Cloud-Anwendungen entwickelte sich unterdurchschnittlich (+3 %) und belegt damit die Aussage, dass in konjunkturell unsicheren Zeiten IT-Investitionen als erstes zurückgestellt werden.
Das Leasing-Neugeschäft mit Produktionsmaschinen wuchs leicht um 2 %. Die Auftragsbilanz des Maschinen- und Anlagenbaus verzeichnete laut Branchenverband VDMA 2023 ein Minus von 11 % im Inland. Positiv entwickelte sich das Leasing von Baumaschinen (+22 %).
Das Neugeschäft im Segment Medizintechnik wuchs um 14 %. Sein Anteil am Leasing-Neugeschäftsvolumen beträgt 1 %. Angesichts der rasanten technologischen Entwicklung im Gesundheitssektor und der im Vergleich dazu noch niedrigen Leasing-Quote ist das Potenzial, das die Investitionen im Gesundheitswesen bieten, längst nicht ausgeschöpft. Von Vorteil für Kliniken, Ärztezentren und Fachpraxen wird sich hier erweisen, dass es mit Leasing einfacher ist, dem in der Medizin besonders wichtigen Stand der Technik zu folgen. Zudem erleichtern ergänzende Services die Nutzung der Technik.
Als hinderlich erweist sich die Förderkulisse in Deutschland, die Leasing oft implizit, aber teilweise auch explizit ausschließt. Hinzu kommt, dass viele kommunale Krankenhäuser direkt oder indirekt dem Haushaltsrecht unterworfen sind. Je nach Kommunalaufsicht herrscht Zurückhaltung aufgrund von Unkenntnis der Leasing-Lösungen und mangelnder Erfahrung. Die Vorteile der nutzungsbezogenen Kosten und insbesondere relevanter Serviceleistungen können nicht berücksichtigt werden.
Auch das Leasing von Agrartechnik zeigte mit 23 % ein gutes Wachstum, jedoch auf noch geringer Basis. Der Anteil am Neugeschäftsvolumen beträgt knapp 1 %.
Das Neugeschäft mit Sonstigen Ausrüstungen steigerte sich um 28 %, hierbei ist vor allem die positive Entwicklung der erneuerbaren Energieanlagen (+47 %) hervorzuheben.
Dienstleistungen ist größter Kundensektor
Kundensektoren 2023
Anteile am Mobilien-Neugeschäft
Veränderungsrate von 2022 zu 2023
Entwicklung der Kundensektoren
Die Struktur der Leasing-Kunden ist seit Jahren stabil und auch im vergangenen Jahr gab es keine Überraschungen.
Größte Kundengruppe bleibt mit Abstand der Dienstleistungssektor. Der Bereich ist sehr heterogen: Er umfasst unterschiedliche Zweige wie Kreditinstitute und Versicherungen, das Hotel- und Gaststättengewerbe, aber auch Beratungsunternehmen und IT-Dienstleister. Die wichtigsten Objekte im Geschäft mit diesem Sektor sind Pkws sowie IT-Ausstattungen. Sein Anteil am Leasing-Markt 2023 lag bei 38 %.
Den zweitgrößten Kundensektor bildeten Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Sein Anteil an den Leasing-Investitionen beträgt 16 %.
2023 stieg der Sektor Verkehr und Nachrichtenübermittlung mit einem Anteil von 13 % auf den dritten Platz im Kundenranking. Dies ist auf den Sondereffekt aufgrund von Big Ticket-Geschäften im Verkehrssektor zurückzuführen.
10 % des Leasing-Neugeschäfts entfallen auf Private Haushalte. Private Haushalte leasen fast ausschließlich Fahrzeuge. Das gute Wachstum dieses Sektors (+27 %) ist daher vor allem auf die Entwicklungen im Fahrzeugleasing zurückzuführen. (Dienst-)Fahrräder werden zwar zumeist von Arbeitnehmern genutzt, allerdings ist der jeweilige Arbeitgeber Leasing-Nehmer und somit Investor in die Nachhaltigkeit.
Der Handel hatte einen Neugeschäftsanteil von 10 %, gefolgt vom Baugewerbe, wo Leasing traditionell gut verankert ist. Sein Anteil am Neugeschäft betrug 7 %.
Das Neugeschäft mit Unternehmen des Segments Land- und Forstwirtschaft, Energie und Wasserversorgung erzielte einen Anteil am Gesamtmarkt von 4 %.
Der Anteil des Staates betrug 2 % und bildete das Schlusslicht im Ranking der Kundengruppen. Gemessen am absoluten Geschäftsvolumen ist der Leasing-Anteil bei Investitionen der öffentlichen Haushalte – Gebietskörperschaften und Sozialversicherungen – sowie des Bundes gering. Das Bild ändert sich, sobald die in der Statistik anderen Sektoren zugerechneten Eigengesellschaften der öffentlichen Hand, die staatsnahen Forschungsinstitute, Gesundheits- und karitativen Einrichtungen in die Rechnung einbezogen werden. Dann ist sein Anteil am Neugeschäft der Leasing-Wirtschaft deutlich höher.
Über die Hälfte des Neugeschäfts mit Herstellern und HändlernVertriebswege im Mobilien-Leasing
Vertriebswege 2023
Anteile am Mobilien-Neugeschäft
Veränderungsrate von 2022 zu 2023
Leasing-Gesellschaften gewinnen ihre Kunden über mehrere Vertriebswege:
Der Löwenanteil des Neugeschäfts wurde über Hersteller und Händler abgeschlossen. Beim Herstellerleasing bieten Hersteller ihre Investitionsgüter im Rahmen von Leasing-Verträgen an. Beim Händlerleasing wird der Kontakt des Kunden zur Leasing-Gesellschaft durch den Händler von Investitionsgütern hergestellt. Sein Anteil lag bei 54 %.
Beim Direktvertrieb akquiriert die Leasing-Gesellschaft Kunden über den eigenen Außendienst. Das Direktgeschäft hatte einen Anteil am gesamten Neugeschäft des Mobilien-Leasing von 30 %.
Banken bieten Leasing als Alternative zum Kredit an. Ihr Anteil am Neugeschäft 2023 lag bei 9 %.
Der Vermittler akquiriert den Kunden und handelt mit ihm den Leasing-Vertrag aus, den er an die Leasing-Gesellschaft weiterreicht. Das Vermittler-Geschäft hatte einen Anteil am gesamten Neugeschäft des Mobilien-Leasing von 7 %.
Beim E-Commerce wird der Kontakt zur Leasing-Gesellschaft bis zum Vertragsabschluss ohne Mitwirkung eines Händlers oder Vermittlers direkt über das Internetportal der Leasing-Gesellschaft hergestellt. Dieser Distributionskanal bietet die Möglichkeit, auch Objekte mit geringeren Anschaffungswerten wirtschaftlich vermarkten zu können. Der Anteil ausschließlich über das Internet war mit unter 1 % 2023 sehr klein und wird deshalb in der Grafik nicht ausgewiesen. Qualitative Beratung und persönliche Kundenbeziehung gehören eng zusammen. Digitale Dienste und Online-Angebote können gut ergänzen, die (gewerblichen) Kunden wollen jedoch in der Regel nicht auf eine persönliche Beratung verzichten.
Ausblick
In das neue Jahr ist die Leasing-Wirtschaft gut gestartet. Die Auftragseingänge wuchsen im ersten Quartal 2024 um rund 8 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Treiber des Wachstums waren wiederum die beiden stärksten Leasing-Segmente Pkw (+9 %) und Nutzfahrzeuge (+19 %). Die Auftragseingänge der Leasing-Gesellschaften zeigen jedoch ein ambivalentes Bild. Während Leasing-Fahrzeuge weiterhin stark nachgefragt werden, gingen die Auftragsvolumina für Produktionsmaschinen um 8 % und für IT-Ausstattungen, Software und Cloudanwendungen um 4 % in den ersten drei Monaten zurück.
Für das zweite Halbjahr sind die Prognosen positiv. Insbesondere der Dienstleistungssektor wächst aus der Rezession heraus. Das Verarbeitende Gewerbe hingegen leidet noch unter der konjunkturellen Schwäche der Weltwirtschaft. Die Zinserhöhungen der großen Währungsräume hatten das Ziel, die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Die Inflation ist es auch, die auf den letzten Metern zum Ziel deutlich langsamer zurückgeht als zu Beginn der restriktiven Geldpolitik. In der Folge werden die Zinsen deutlich langsamer gesenkt, als sie angehoben worden sind. Die US-Notenbank sollte in diesem Jahr allerhöchstens zwei Zinsschritte nach unten wagen, eher weniger. Auch die Europäische Notenbank EZB wird die Leitzinsen weniger stark senken, als die Märkte noch vor Wochen erwartetet hatten.
Letztlich ist der starke Dienstleistungssektor hierfür mitverantwortlich. Die stärker steigenden Löhne sorgen für einen Preisauftrieb, der den Zinssenkungsspielraum der Geldpolitik einschränkt. Weil auch fiskalisch in Deutschland und Europa kaum Spielraum vorhanden ist, fehlen Impulse für ein stärkeres Wachstum und entsprechend ausgeprägte Investitionen. In der Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2024 rechnen die Wirtschaftsforschungsinstitute mit einem Rückgang der privaten Investitionen in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge um 3,2 % im laufenden Jahr. Andere Ökonomen sind aufgrund der positiven Entwicklung in der Automobilwirtschaft zu Jahresbeginn weniger pessimistisch.
Aufgrund der Stärke der Leasing-Wirtschaft im Dienstleitungssektor und der weiterhin überaus relevanten Transformation der deutschen Wirtschaft sollte die Leasing-Branche aber besser durch das Jahr 2024 kommen, als die gesamtwirtschaftlichen Daten dies erahnen lassen.