Unsicherheit trübt Investitionsstimmung

Leasing-Wirtschaft verlässlicher Partner in Krisenzeiten

In Deutschland wird seit Jahren zu wenig investiert. Corona hat diesen Trend nochmals verstärkt. Dabei werden für die notwendige Transformation enorme Investitionen benötigt. Eine Studie im Auftrag der KfW schätzt die dringenden Klimaschutzinvestitionen, um Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zu erreichen, auf rund fünf Billionen Euro oder rund 190 Milliarden Euro jährlich. Zuversicht gilt als die zentrale Stellschraube für Unternehmensinvestitionen, doch ist die Investitionsstimmung aktuell stark getrübt. Die Hoffnung auf Nachholeffekte und einen konjunkturellen Aufschwung nach dem Ende der Pandemie-Maßnahmen währte nur kurzfristig. Der Ukraine-Krieg, sich verschärfende Lieferengpässe, der Energiepreisschock, die höchste Inflationsrate seit fast 30 Jahren und eine drohende Rezession trafen die Wirtschaft zum Jahresbeginn erneut quasi über Nacht und verdüsterten die Aussichten wieder. Dies bekommt auch die Leasing-Wirtschaft zu spüren, denn sie atmet mit der Konjunktur. Doch erweist sich Leasing in Krisenzeiten regelmäßig als Investitionsmotor und verlässlicher Partner der Unternehmen.

Rückblick 2021

Der Rückblick auf das Jahr 2021 war erneut durch die Corona-Pandemie geprägt. Die zunächst erwarteten starken Nachholeffekte setzten zwar im Frühjahr ein, wurden aber im Verlauf des vergangenen Jahres immer wieder unterbrochen. Neben erneuten Infektionswellen gab es bereits im März 2021 weitere Hürden für die Konjunkturerholung: Tagelang blockierte das havarierte Containerschiff „Ever Given“ den Suezkanal und sorgte für Verzögerungen in den Lieferketten. Dies erfolgte in einer Phase, in der die Weltwirtschaft gerade glaubte, durch Lockdowns isolierte Häfen hinter sich zu haben. Das zeitgleiche Wiederanziehen der Weltwirtschaft führte zu einer Fehlallokation bestimmter Vorprodukte, zum Beispiel Computerchips.

Lieferengpässe sorgten für Rückgang der Auto-Neuzulassungen

Insbesondere in der für Deutschland wichtigen Autoindustrie mussten infolge der Lieferschwierigkeiten von Vorprodukten zeitweise die Bänder stillstehen – was das Angebot an Neufahrzeugen deutlich reduzierte. Die Pkw-Neuzulassungen sanken 2021 laut Kraftfahrt-Bundesamt im Vergleich zum Vorjahr um über 10 Prozent auf 2,62 Millionen Fahrzeuge – rund eine Million weniger als 2019. Nach Stückzahlen verzeichnete die Leasing-Branche mit -6,6 Prozent jedoch einen deutlich geringeren Rückgang im Pkw-Leasing und konnte in diesem Segment Marktanteile gewinnen.

Von den Lieferproblemen waren nahezu alle Branchen und Objekte betroffen. Entsprechend konnte auch die Leasing-Wirtschaft die hohe Nachfrage nicht zeitnah bedienen. Die Zahl der Verträge, bei denen Leasing-Objekte auf Auslieferung warteten, stieg im Jahresverlauf beständig an. Zwar verzeichnete die Leasing-Branche 2021 eine starke Nachfrage, die Auftragsbücher waren gut gefüllt. Doch geht avisiertes Neugeschäft erst mit Auslieferung des geleasten Wirtschaftsgutes in die Bilanz der Leasing-Gesellschaft und damit in die Branchenstatistik ein. Lieferengpässe und lange Lieferzeiten der Hersteller bremsten besonders im Schlussquartal die hohe Nachfrage bei den Leasing-Gesellschaften.  

Anstieg der Energiekosten seit Ende 2021

Der Konflikt um die Ukraine warf rückblickend schon 2021 seine Schatten voraus. Die Energiekosten zogen bereits in den letzten Monaten des Jahres aufgrund des stark verringerten Angebots von russischem Gas auf dem Spotmarkt in Europa an. Dies führte zusammen mit dem statistischen Effekt der Umsatzsteuererhöhung – dem Auslaufen der statistischen Effekte der temporären Umsatzsteuersenkung 2020 – zu deutlich erhöhten Inflationswerten im Euroraum. Die Erwartungen an einen Rückgang der Teuerung zu Jahresbeginn 2022 erwiesen sich als falsch, da sich der Konflikt in der Ukraine weiter zuspitzte. Die Sanktionen gegen Russland, als Reaktion auf den russischen Angriff, sorgten für steigende Preise.

Investitionslücke trotz Erholung

In diesem Umfeld überrascht es nicht, dass die Erholung der gesamtwirtschaftlichen Investitionstätigkeit im Inland trotz der anhaltend guten Finanzierungsbedingungen erheblich schwächer ausfiel, als zunächst erwartet: Die Bruttoanlageinvestitionen lagen preisbereinigt im Jahr 2021 um 6,2 Prozent über dem Vorjahreswert. Damit konnte der Einbruch vom ersten Corona-Jahr in Höhe von 0,9 Prozent kompensiert werden – maßgeblich getrieben durch eine deutliche Ausweitung der Bauinvestitionen.  

Die gesamtwirtschaftlichen Investitionen zeigen sich unterschiedlich stark. Während die Bauinvestitionen sowie die Investitionen in immaterielle Kapitalgüter (etwa Datenbanken oder Forschung) in den beiden Corona-Jahren sogar anstiegen, war bei den Ausrüstungsinvestitionen im Jahr 2020 ein Einbruch in Höhe von 10,1 Prozent zu verzeichnen. Dieser wurde mit dem Anstieg von 5,3 Prozent im Jahr 2021 bei Weitem nicht kompensiert. Zu den Ausrüstungsinvestitionen zählen vor allem Fahrzeuge, Maschinen und Geschäftsausstattungen. Diese Güter bilden wiederum den Investitionsgüterbereich ab, der den Löwenanteil des Leasing-Geschäfts ausmacht.

Erwartungen an eine positive Umsatzentwicklung sowie sichere wirtschaftspolitische und regulatorische Rahmenbedingungen sind zentrale Treiber der Investitionstätigkeit von Unternehmen. Bei negativen Aussichten werden Investitionspläne regelmäßig auf Eis gelegt. Der Ukraine-Krieg, gestörte Produktions- und Lieferketten sowie rasant steigende Energiepreise sorgen für einen getrübten Blick in die Zukunft. Für das laufende Jahr rechnen die Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer Gemeinschaftsdiagnose vom Frühjahr 2022 mit einer Stagnation der privaten Ausrüstungsinvestitionen.

Ausblick

Die Preisentwicklung wird im Jahresverlauf durch eine Verknappung weiterer Rohstoffe oder Zwischenprodukte getrieben, die den Sanktionen unterliegen. Das Stocken der Lieferketten verstärkt den Effekt. Die Weitergabe der gestiegenen Kosten durch Preiserhöhungen der Endprodukte wird im Laufe des Jahres 2022 zunehmen. Im Bereich der gewerblichen Wirtschaft trifft dies besonders energieintensive Branchen. Die Belastung des Cashflows wird jedoch für alle Branchen herausfordernd. Auch Verbraucherinnen und Verbraucher bekommen die Steigerungen zu spüren: Neben den Energiekosten werden sich insbesondere die Lebensmittelpreise auf die Kaufkraft der privaten Haushalte auswirken.

Refinanzierungskosten steigen – Wirtschaftswachstum sinkt

Diese Konstellation führt zu einer Zinswende bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Bundesanleihen, ein Indikator für die Markterwartungen, weisen über alle Laufzeiten hinweg bereits deutlich höhere Renditen auf, als noch zu Beginn des Jahres. Dies ist bemerkenswert, da diese Papiere in Krisenzeiten als sicherer Hafen gesucht werden, was die Renditen sinken lassen würde. Am Markt wird per Ende April 2022 von bis zu drei Zinsschritten der EZB von jeweils 0,25 Prozentpunkten für das laufende Jahr ausgegangen.

Ergänzt wird das geldpolitische Vorgehen durch „makroprudenzielle“ Maßnahmen der Bankenaufsicht. Die in Deutschland tätigen Banken müssen bis zum 1. Februar 2023 für ausgegebene Kredite einen höheren Anteil an Eigenkapital aufbauen, was die Kosten der Kreditvergabe erhöht. 

Diese Maßnahmen der beiden Institutionen dienen zum einen der Finanzstabilität, zum anderen der Eindämmung der Inflation. Die Folge sollte eine reduzierte Nachfrage nach kreditfinanzierten Investitionsgütern sein. Da Leasing eine liquiditätsschonende Investitionsform ist, könnte dies positive Effekte auf das Neugeschäft für die Leasing-Wirtschaft haben.

 

Die Kosten der Finanzierung der Wirtschaftsaktivitäten und somit auch die Refinanzierung der Leasing-Branche sollten sich in der Folge im Jahresverlauf weiter erhöhen.

Christina Brand, Vorsitzende des BDL-Finanzierungsausschusses

Leasing-Wirtschaft steht an der Seite ihrer Kunden

Eine Rezession – insbesondere in den Teilsektoren der Bauwirtschaft und der Industrie – ist wahrscheinlich. Für die Leasing-Branche bedeutet dies ein verringertes Wachstum des Neugeschäfts. Allerdings profitiert die Branche noch eine ganze Zeit lang von ihrem hohen Auftragsbestand, der erst nach Auslieferung der geleasten Wirtschaftsgüter in die Bilanz und damit als Neugeschäft in die Branchenstatistik eingeht.

Liquiditätsengpässe der Kunden können wie schon im Corona-Jahr 2020 zu einer überdurchschnittlichen Nachfrage von Leasing führen. Wenn Unternehmen überhaupt investieren, nutzen sie verstärkt Leasing, so dass in Folge die Leasing-Quote steigt. 2020 erreichte die Mobilien-Leasingquote ein All-Time-High. Die Leasing-Wirtschaft hat sich als verlässlicher Partner in Krisenzeiten bewiesen und steht auch aktuell an der Seite ihrer Kunden. Wenn aufgrund von Lieferproblemen zum Beispiel Neufahrzeuge auf dem Markt fehlen, werden Leasing-Verträge verlängert. Ein schwächeres Leasing-Neugeschäft kann durch ein gutes Nachgeschäft gemildert werden. Nicht zuletzt sind derzeit Gebrauchtwagen auf dem Sekundärmarkt sehr gefragt.